Was sind Gliome?
Gliome ist ein Sammelbegriff für verschiedene Hirntumoren des Zentralnervensystems und stellen gut- und bösartige Geschwülste im Gehirn dar.
Gliome entstehen durch ein abnormes nicht-kontrollierbares Zellwachstum - am häufigstens aus dem Stütz- und Nährgewebe für Nervenzellen, der Glia (griechisch: der Leim). Sie treten meist im Gehirn auf, sind aber auch im Bereich des Rückenmarks und der Hirnnerven möglich.
Die Sammelbezeichnung Gliom umfasst u.a. die Hirntumoren Glioblastom, Astrozytom, Oligodendrogliom, Oligodendrozytom, Oligogastrozytom.
Glioblastome sind die am häufigsten vorkommenden bösartigen hirneigenen Tumoren bei Erwachsenen. Das Glioblastom weist feingewebliche Ähnlichkeiten mit den Gliazellen des Gehirns auf. Die Behandlung besteht in operativer Reduktion der Tumormasse, Bestrahlung und Chemotherapie.
Astrozytome gehören zu den häufigsten Tumoren des Gehirns. Sie treten vorwiegend im mittleren Lebensalter auf. Sie haben ihren Ursprung in den Astrozyten, die zum Stützgewebe (Gliazellen) des Zentralnervensystems gehören und werden deshalb den Gliomen zugeordnet.
Oligodendrogliome sind gliale Tumoren, deren Tumorzellen unter dem Mikroskop den Oligodendrozyten des Gehirns ähneln, allerdings keine Markscheiden mehr bilden. Sie machen etwa 10 Prozent aller Gliome aus. Betroffen sind hauptsächlich Erwachsene zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr. Hauptlokalisation ist der vordere Hirnlappen des Großhirns.
Oligodendrozytome gehören zur Gruppe der Gliome, wachsen diffus infiltrierend. Ihre Zellen ähneln unter dem Mikroskop den Oligodendrozyten, einer bestimmten Sorte von Stützzellen, welche Markscheiden bilden.
Oligogastrozytome sind diffuse Gliome des mittleren Erwachsenenalters, welche Anteile eines Oligodendroglioms und eines Astrozytoms aufweisen.
Die klinischen Symptome können sich je nach Lage, Größe und Art eines Gehirntumors erheblich unterscheiden. Diese umfassen einerseits unspezifische Zeichen, wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Andererseits treten spezifische Symptome wie Lähmungen, Gefühls-, Sprach- oder Sehstörungen, epileptische Anfälle und Persönlichkeitsveränderungen auf. Gliome bilden in sehr seltenen Fällen Tochtergeschwülste in anderen Organen aus, d.h. diese Tumoren bleiben in der Regel auf ihren Ursprungsort beschränkt.
Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen sind Hirntumoren bzw. die Gliome deutlich seltener. Sowohl Erwachsene als auch Kinder können betroffen sein. Mit modernen Behandlungsmethoden ist Hilfe für den Patienten möglich. Die Hälfte der Hirntumoren machen Gliome aus. Jährlich kommt es zu etwa 5.000 Neuerkrankungen. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Häufige Fragen
Die Ursachen für die Entstehung von Tumoren des Nervensystems sind trotz intensiver Forschung nach wie vor weitgehend unbekannt. Bei den meisten Patienten treten diese Tumoren auf, ohne dass sich irgendwelche auslösenden Faktoren finden lassen. Die immer wieder geäußerte Vermutung, dass elektromagnetische Felder, beispielsweise von Mobiltelefonen oder Hochspannungsleitungen, Gehirntumoren auslösen können, wurde in mehreren Untersuchungen nicht bestätigt.
Die Antwort auf die Frage, ob Gliome vererbbar sind ist bei den meisten Patienten negativ. Obwohl in sehr seltenen Fällen auch erbliche Tumoren existieren, handelt es sich bei diesen um bekannte familiäre genetische Syndrome wie z.B. das Turcot’s-Syndrom oder das Li-Fraumeni- Syndrom. Unter einem Syndrom versteht man in der Medizin das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Krankheitszeichen, sogenannter Symptom. Deren ursächlicher Zusammenhang ist mehr oder weniger bekannt oder kann zumindest vermutet werden. Die Entstehung und Entwicklung der Krankheit ist jedoch nicht bekannt. Von Syndrom wird häufig dann gesprochen, wenn es sich um zumindest in gewisser Hinsicht einheitliche und in vergleichbaren Fällen ähnliche Krankheitszeichen handelt.
Neurologische Störungen oder Funktionsbeeinträchtigungen führen häufig dazu, dass der Patient seinen gewohnten Alltag nicht mehr führen kann. Eine intensive Rehabilitation mit Logopädie und Ergotherapie kann für den Patienten positive Ergebnisse beim Neuerlernen von Körperfunktionen, Sprach- und Gedächtnisvermögen bringen.
Eine gesunde Ernährung vermindert das Risiko, an Krebs zu erkranken und beugt nach überstandener Erkrankung einen Rückfall vor. Sie liefert wichtige Schutzstoffe, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte.
Bei Gliomen gehen Experten pauschal von einer zeitweilig eingeschränkten Fahrtüchtigkeit aus. Solche Patienten sollten sich vor Fahrtantritt unbedingt mit ihren Ärzten in Verbindung setzen, auch um bei einem etwaigen Unfall nicht ihren Versicherungsschutz zu riskieren.
Sind die Einschränkungen so groß, dass der Patient seiner geregelten Arbeit nicht mehr nachgehen kann, ist die Beantragung einer Frühverrentung möglich. Vielen Hirntumorpatienten hilft allerdings die Arbeit. Sie lenkt von der Krankheit ab und vermittelt das Gefühl gebraucht zu werden.
Bei Verdacht auf einen Hirntumor stehen dem behandelnden Arzt nach einer ausführlichen Anamnese mehrere diagnostische Methoden zur Verfügung:
- Neurologische Untersuchung
- Die Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) in Kombination mit der ausführlichen körperlichen Untersuchung kann dem Arzt bereits erste Hinweise auf einen Tumor im Gehirn aufzeigen.
- Computertomographie
Bei diesem Verfahren wird das Gehirn mit Hilfe von Röntgenstrahlen durchleuchtet und in Schnittbildern dargestellt. Damit ist es möglich, Tumoren, Verkalkungen und Blutungen zu erkennen.
Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie
Die Magnetresonanztomographie (MRT) oder Kernspintomographie ist ein radiologisches Verfahren, mit dem Schnittbilder mit hohem Kontrast, exzellenter Auflösung und jeder beliebigen Schichtrichtung aufgenommen werden können. Dieses strahlenfreie Verfahren beruht auf den magnetischen Eigenschaften des Gewebes, vor allem des Gewebewassers. Aufgrund des oftmals unterschiedlichen Wasserstoffgehaltes ist eine Unterscheidung zwischen verändertem und gesundem Gewebe möglich.
Unregelmäßigkeiten im Gehirn werden noch detaillierter sichtbar gemacht als bei der Computertomographie. Sie wird in der Regel empfohlen, wenn die Computertomographie einen verdächtigen oder trotz entsprechenden Verdachts keinen auffälligen Befund erbracht hat.
Die Magnetresonanztomographie ermöglicht nicht nur die Aufnahme des Körpers in jeder beliebigen Schichtrichtung, sie bietet auch eine große Vielzahl von Kontrasten. Hierdurch können verschiedene Gewebe untereinander sowie krankhafte Veränderungen von normalem Gewebe unterschieden werden. In manchen Fällen wird ein MR-Kontrastmittel verabreicht, was zur weiteren Kontrastverstärkung führt.
Die Magnetresonanz-Spektroskopie – kurz MRS –
kann Stoffwechselprodukte und damit Stoffwechselvorgänge im Gehirn messen, wie etwa Zucker, Neurotransmitter oder deren metabolische Produkte. Dabei wird die Substanz durch ihr individuelles Muster bestimmt. Ähnlich eines Fingerabdruckes ist dies für jedes Molekül unverwechselbar. Im gemessenen Spektrum kann man jedem Ausschlag, oder "Peak", ein bestimmtes Molekül zuordnen.
PET (Positronenemissionstomographie)
Mit diesem Verfahren können Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar gemacht werden. Dem Patienten wird bei der Untersuchung ein Zucker verabreicht, der mit einer radioaktiv markierten Substanz beladen ist. Im Körper wird der Zucker abgebaut. Dabei hinterlässt er durch die radioaktive Substanz eine Spur. Die besondere Aufnahmetechnik bei der PET macht diese Spur sichtbar. Da bösartige Tumoren eine höhere Stoffwechselaktivität als gesunde Gewebe haben, heben sie sich im PET-Bild ab.
SPECT (Single Photon Emission Computed Tomography)
Die Single Photon Emission Computed Tomography (SPECT) ist eine Untersuchungstechnik, mit der sich der Stoffwechsel verschiedener Organe grafisch darstellen lässt. Möglich wird das mithilfe von radioaktiven Substanzen (Tracern), die dem Patienten vor der Untersuchung gespritzt werden. Sie verteilen sich im Körper und reichern sich im zu untersuchenden Organ an. Mit einer Spezialkamera wird dann die Strahlung, die vom Gewebe ausgeht, gemessen. Die Messergebnisse werden zu einem dreidimensionalen Bild zusammengesetzt.
Die wichtigen Aspekte bei der Wahl der Therapie von Gliomen im Gehirn sind der Zustand des Patienten und die Lage des Tumors.
Verschiedene Behandlungsverfahren stehen zur Verfügung:
- Operation
- Bestrahlung
- Chemotherapie
1. Operation
Die wichtigste Behandlungsoption und gleichzeitig der erste Schritt der Therapie ist die Operation. Nur wenige Gliome sind aufgrund Ihrer Lage im Gehirn inoperabel.
Ziel der chirurgischen Entfernung des Glioms ist es, die Tumormasse so weit wie möglich zu reduzieren. Dies kann die Lebensqualität des Patienten verbessern. Eine maximale Entfernung des Hirntumors, eine sogenannte Komplettresektion führt dazu, dass begleitende Therapien wie z.B. eine anknüpfende Chemotherapie besser wirken können.
Die Ärzte entscheiden sich für eine Operation, wenn der Tumor für die Operation mit den verfügbaren Techniken und Instrumenten gut zugänglich und entfernbar ist und der Gesamtzustand des Patienten eine Operation erlaubt. Um so viel Tumormasse wie möglich sicher zu entfernen, wird diese Form der Resektion zum Teil als Wachoperation durchgeführt. Dabei können die Chirurgen die best mögliche Resektion bei möglichst geringem Risiko durchführen.
Biopsie
Eine Biopsie ist eine Gewebeprobenentnahme. Das hierdurch gewonnene Gewebematerial wird unter dem Mikroskop auf krankhafte Veränderungen untersucht. Hierdurch werden ebenfalls Informationen über die Art und die Eigenschaften der vorhandenen Tumorzellen gewonnen.
Nachbehandlung
Drei bis sieben Tage nach einer Operation nehmen die meisten Patienten Kortison, die Reduktion erfolgt schrittweise in Abhängigkeit von dem klinischen und radiologischen Befund. In Abhängigkeit vom feingeweblichen Untersuchungsergebnis wird eine zusätzliche Therapie wie Strahlentherapie und Chemotherapie angeschlossen.
2. Strahlentherapie
Oft ist die Operation alleine nicht in der Lage, den Tumor verlässlich zu entfernen, ohne mikroskopisches Resttumorgewebe zu hinterlassen. Häufig zeigen Hirntumoren die Eigenschaft, in das umgebende Hirngewebe hineinzuwachsen. Diese Zellverbände können nicht mit dem bloßen Auge vor oder während der Operation oder mit Hilfe bildgebender Verfahren entdeckt werden.
Das Ziel der Bestrahlung ist es, verbliebene Zellverbände am weiteren Wachstum zu hindern oder sichtbares Tumorgewebe zu beseitigen. Dazu ist eine bestimmte Strahlendosis nötig, die je nach Tumorart, Tumorgröße, umliegenden normalen, gesunden Geweben und der individuellen Krankheitssituation unterschiedlich hoch sein kann. Die Behandlung kann sich über einen längeren, mehrwöchigen Zeitraum erstrecken. Wirkung und behandlungsbedingte Nebenwirkungen beschränken sich im Wesentlichen auf die bestrahlte Körperregion.
Um die Strahlentherapie so schonend wie möglich durchführen zu können, wird sie in den allermeisten Fällen fraktioniert gegeben, d.h. es werden jeweils kleine Portionen der Gesamtdosis täglich eingestrahlt. Hierdurch erreicht man die Schädigung der Tumorzellen und eine bessere Schonung des umliegenden, normalen und gesunden Gewebes. Die Höhe der Einzeldosis und Gesamtdosis und die Größe des Bestrahlungsfeldes sind von der Art und Ausdehnung der Tumorerkrankung abhängig.
3. Chemotherapie
Chemotherapeutika sind Medikamente, die mit dem Ziel eingesetzt werden, Tumorzellen abzutöten oder das weitere Wachstum zu verhindern.
Je nach Tumorart werden unterschiedliche Chemotherapeutika – die sogenannten Zytostatika - allein oder in Kombination eingesetzt.
Bei der Chemotherapie wird immer die Strategie verfolgt, die maximale Wirkung auf den Tumor zu erreichen und das gesunde Gewebe bestmöglich zu schonen.
Es gibt verschiedene zellteilungshemmende Medikamente (Zytostatika). Die in der Therapie von Gliomen am häufigsten verwendeten Substanzen sind etwa Temozolomid, Lomustin, Bevacizumab / Irinotecan, Carmustin, Procarbazin und Vincristin. Nur relativ selten kommen Substanzen wie z.B. Carboplatin, Cisplatin und Methotrexat zum Einsatz. Aktuell werden derzeit viele neue Substanzen werden in zahlreichen Studien untersucht.
Diese Substanzen entfalten ihre Wirkung in erster Linie in der Steuerzentrale der Zelle, dem Zellkern. Sie schädigen dort das Erbmolekül, die DNS (Desoxyribonukleinsäure). Infolgedessen stirbt die Zelle ab, oder sie ist nicht mehr fähig, sich zu teilen.
Medikamente haben den Vorteil, dass sie im Unterschied zu Operation und Bestrahlung eine „systemische“, das heißt eine den ganzen Körper betreffende Behandlung ermöglichen. Die als Infusion, als Spritze oder Tablette verabreichten Zytostatika verteilen sich mit dem Blutstrom in alle Gewebe und Organe des Körpers und können auf diese Weise auch „versteckte“ Tumorzellen erreichen und zerstören. Eine Ausnahme ist das Gehirn: es kann nur von bestimmten Zytostatika erreicht werden.
Die Chemotherapie erfolgt in mehreren Zyklen: Üblicherweise werden die Medikamente über einen Zeitraum von ein bis fünf Tagen verabreicht. Es folgt dann eine Pause, in der sich gesunde Gewebe und Organe des Körpers, beispielsweise das Knochenmark oder die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts, von der zellschädigenden Wirkung der Zytostatika erholen können.
Die meisten Zytostatika werden gespritzt oder über einen „Tropf“ infundiert (Infusion). Einige der Medikamente können auch oral eingenommen, das heißt als Tabletten geschluckt werden.
Zusatzinformation
Primäre Tumoren des Gehirns und Rückenmarks umfassen eine große Vielfalt unterschiedlicher Tumorarten, die aus verschiedenen Zellen des Nervensystems entstehen. Bei einem bösartigen metastasierten Tumor wird die ursprüngliche Geschwulst als Primärtumor bezeichnet.
Die exakte Klassifikation ist die wichtigste Voraussetzung für eine optimale Behandlungsplanung. Die WHO-Gradierung (WHO = World Health Organization) spielt nicht nur zur Beurteilung der individuellen Prognose eine wichtige Rolle, sondern dient auch als Richtschnur für die weitere Behandlung. Während Tumoren der WHO-Grade I häufig durch eine alleinige Operation behandelt werden können, erfolgt bei Tumoren der WHO-Grade II, III und IV nach der Operation eine zusätzliche Bestrahlung und/oder Chemotherapie.
Das Ansprechen auf diese zusätzliche Therapie kann dabei von Tumor zu Tumor sehr unterschiedlich sein. Bestimmte Tumorarten bilden sich oftmals sehr gut und langfristig zurück, während andere häufig nur für kurze Zeit auf die Therapie ansprechen und wieder auftreten.
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